„Schwein gehabt, oder wie ich meinen Bleu brauchbar machte“

Von Anja Giesel + Pinot ( Enzo von Haus Schladern)

Es ist dieser wunderbare Laut, dieses tiefe, dumpfe „Auuuuu Auuuuuu“, das mich so fasziniert. Du kannst es sehr weit hören, und wenn Du da stehst im Wald, auf das Wild wartest, das sie Dir zutreiben, und Du hörst diesen tollen Laut, dann musst auch Du bestimmt ein wenig lächeln.

Es ist schon irgendwie “bleud“, da kaufst Du Dir einen Hund, bildest ihn über Monate aus und denkst am Ende, Du hast total versagt. Was um Himmelswillen habe ich mir nur dabei gedacht. Und genau das haben sich auch einige andere Griffon Bleu de Gascogne Führer wohl gefragt, als sie eine virtuelle „Bleu-Gemeinschaft“ gegründet hatten, in die ich eingeladen wurde.

Die Berichte darin lasen sich für mich so, als würden alle über meinen Hund schreiben. Unglaublich, wie sehr ich diese Berichte von Tag zu Tag in mich hinein saugte, nur um zu sehen, was ich denn falsch gemacht hatte mit meiner Hundeausbildung.

Ich habe innerhalb kurzer Zeit sehr viel über das Wesen dieser Rasse dazugelernt und eines ist sicher: Wir als Bleu-Führer haben nichts falsch gemacht. Wir müssen nur lernen, mit dieser in Deutschland noch seltenen Rasse umzugehen, denn der Bleu ist ein hervorragender Jagdhund, der es versteht seine Sinne so einzusetzen wie sie ihm von Natur aus gegeben sind, um erfolgreich zum Ziel zu kommen. Da fängt sie auch schon an unsere Geschichte:

Schwein gehabt, oder wie ich meinen Bleu brauchbar machte“.

Wir, das sind „Elysée von Haus Schladern“, genannt „Elli“, “Enzo von Haus Schladern“, genannt Pinot, „Egon von Haus Schladern“, gen. Clay und Ferdinand de la Mouline mit ihren Besitzern Ilka, Anja, Heinrich und Katrin und noch ein paar mehr!

Über den virtuellen Weg fingen wir an, uns auszutauschen, um später erfolgreich mit unseren Hunden die Brauchbarkeitsprüfung zu erlangen. Das erste Ziel für uns war der Lautnachweis und die Schussfestigkeit, die wir später als Nachweis benötigten, um uns für die BP3 anzumelden. Also fingen wir an mit den Hunden zu üben. Fast jeden Tag folgte ein neuer, virtueller Bericht über die Fortschritte unserer Hunde. Bleus sind laut, sicherer Spur- und Sichtlaut sind ihnen in die Wurfkiste gelegt, und es war für jeden Einzelnen von uns kein Problem den Verbandsrichtern zu zeigen, wie toll unsere Hunde arbeiten.

Mit der Unterschrift der Richter auf dem Formular hatten wir mit unseren Bleus die erste Prüfung in der Tasche.

Über eine Jagdfreundin bekamen wir dann auch einen Termin im Schwarzwildgatter Segeberger Heide, um dort mit den Hunden zu trainieren. Ziel war es, mit der BP3 in der Tasche wieder nach Hause zu fahren.

Ja, was soll ich jetzt sagen? Wie soll ich einem Nicht-Bleu-Führer erklären, was in mir vorging, als wir die Vorgaben für den Gehorsamsteil erhielten? Mir ging der Popo auf Grundeis, und mein Lebensgefährte und ich fingen an, mit dem Hund zu üben.

Die virtuellen Berichte überschlugen sich. Plötzlich war hellste Aufregung angesagt, nur unsere Bleus, die lagen friedlich neben uns, als könnten sie kein Wässerchen trüben.

Weißt Du, wie ein Bleu funktioniert, wenn Du mit ihm kommunizierst? Er ist stur, verdammt stur. Seine Sinne sind immer hellwach, und er bekommt alles mit, was um ihn herum passiert. Jede Bewegung, ob nah oder fern wird von ihm wahrgenommen. Du darfst ihn nicht zu hart anfassen, denn er ist manchmal sensibel und darum gilt es in der Ausbildung, einen Weg zu finden, der sowohl Hund als auch Führer auf einen Nenner bringt. Dafür brauchst Du beim Bleu viel Geduld und Einfühlungsvermögen, aber auch Zeit. Wenn Du es geschafft hast, diese Bindung aufzubauen, dann wirst Du mit ihm einen wunderbaren Jagdbegleiter haben, mit dem Du auf jeder Jagd positiv auffallen wirst.

Er ist einfach etwas ganz Besonderes, und ganz nebenbei ist er privat ein Clown. Du wirst zuhause viel Freude mit ihm haben. Pinot`s Schwester Elli wird von ihrem Frauchen liebevoll „mein Äffchen“ genannt, und wenn Ferdi auf stur schaltet, dann heißt er plötzlich „FERDINAND“!!! Pinot wird von meine Partner immer nur „Der Typ“ genannt, das nicht ohne Grund ... aber das ist eine andere Geschichte.

Der Termin in der Segeberger Heide stand, und Treffpunkt war Freitag, 14.00h am Schwarzwildgatter.

Es war schön, nun endlich alle Bleu-Führer wiederzusehen oder die virtuelle Hand am PC persönlich kennenzulernen.

Alle hatten ein Grinsen im Gesicht, da wir wussten, dass es mit unseren Hunden ein interessanter Tag werden würde.

Uwe, der Gattermeister und seine rechte Hand, Dieter, empfingen uns herzlich, und die Stimmung war von der ersten Minute an super gut.

Wenn Du nun denkst wir, die Hundeführer waren entspannt, dann hast Du Dich getäuscht.

Die Medizin stand in Uwes Schrank, ein kleiner Jägermeister half, den Tag etwas lockerer anzugehen. Ich nahm dann gleich zwei davon.

Uwe erklärte uns, die Verhaltensregeln für das Gatter, wie wir uns bei Max und Moritz verhalten müssen. Ach ja, Max und Moritz, das sind die beiden Hauptdarsteller, zwei Überläuferkeiler, die sich schon freuten, mit unseren Hunden Bekanntschaft zu machen.

Das Gatter selbst hat ca. 5,5 ha, und es darf sich nur ein Hund darin aufhalten.

Maximal 10 Minuten hat der Hund Zeit, um die Sauen zu finden.

Dann muss er diese verbellen, jagen und quasi  dem „Schützen“ laut zutreiben.

Nach Überprüfung der Papiere von Mensch und Hund ging es auch schon los mit Elli, Pinot´s Schwester.  Auf ins Gatter …..

Nun ja, ich war schon gespannt wie ein Flitzebogen, was meine sehr führerbezogene Diva „Elysee“ (gen. Äffchen) wohl im Gatter alles anstellen würde. Gesagt, getan……wir gingen also in lockerer Atmosphäre zur Suhle, wo sich die beiden Sauen bereits eingefunden hatten. Das Äffchen hatte die beiden Kameraden bereits im Visier und tapste sehr vertrauensvoll in die Suhle zu den Sauen, um einfach mal zu schauen, wonach die beiden wohl so schauen?! Ich musste schon ein wenig lachen, wie sie dann vertrauensvoll hinter den beiden Keilern her schnürte, ohne auch nur einen Bleu von sich zu geben. Schnell begriff ich, dass sie die beiden wohlbesonnen Keiler als Freunde und nicht als Feinde angesehen hatte. So ließen wir vorerst die zweite Gatter Einheit auf uns wirken. Für mich ein Highlight! Das stets gutgelaunte Bleu Mädchen lief in einem Affentempo mitten zwischen den Sauen her, sprang sogar über den einen Keiler und hatte furchtbar viel Spaß, ohne eine Spur Angst zu zeigen. Derweil wurde den Schwarzkitteln das Gemache des Äffchens so komisch, dass sie sich schnell in Bewegung Richtung Stangenholz setzen…… und genau da setzte der Hetztrieb bei Elysee ein und sie schickte die Bande mit lautem Gebleu durch das Stangenholz. Jedoch habe ich mich zu diesem Zeitpunkt gegen die Prüfung, an diesem Wochenende entschieden, da sie mir noch zu viel jugendlichen Leichtsinn präsentierte.

Nun waren wir an der Reihe. Mit Pinot am Riemen folgte ich dem Weg ins Gatter, und kaum waren wir da, ging dessen Nase auf den Boden. Es wurde alles erkundet.

Wir liefen den Weg entlang Richtung Gattermeister, dort angekommen bekam ich eine ausführliche Einweisung von ihm und durfte den Hund schnallen.

Pinot ´s erste Aktion war es, ein Bäumchen am Standplatz zu markieren. Dieses Bäumchen hatte es übrigens die restlichen Tage in sich, denn egal, welcher Hund ins Gatter kam, alle machten dort Stopp.

Pinot lief mit tiefer Nase los und fing an sein Umfeld zu erkunden. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie der Wind kam, aber ich war absolut überrascht, als mein Hund mit tiefer Nase ca. 10m an den beiden Sauen vorbei lief, ohne sich um diese zu kümmern.

Ist mein Hund blind? Hat er was mit der Nase? Tut er nur so?

Die standen ja auch ganz still da und liefen nicht weg, wie die Kühe bei uns zuhause auf der Weide. Dann drehte Pinot ab, machte einen Bogen und lief wieder mit tiefer Nase direkt auf Max und Moritz zu. Jetzt hat er sie auch gesehen, und vor Schreck blieb er wie angewurzelt stehen und sein Kamm stellte sich. Dann fing er an „Auuuuu auuuuuu auuuuu“, ein toller Laut. Er kam den Sauen etwas näher, die sich dann aber drehten und in aller Seelenruhe in die andere Richtung wegliefen.

Schweinsgalopp ist doch anders, oder?

Pinot trollte langsam hinterher, und ab und an fing er an, die beiden mit seinem markanten Laut zu verbellen.

 

Die beiden Hauptdarsteller verfielen wieder in ihre Ruheposition, Bürzel wedelnd am Gatterrand stehend und leise vor sich hin grunzend, und ich konnte meinen Augen nicht trauen, als Pinot sich einfach der kleinen Rotte anschloss. In aller Ruhe lief er Fang an Wurf neben den Keilern her, so als hätte er sein ganzes, junges Leben nix anderes gemacht. „Was passiert hier?“, dachte ich. Denkt mein Hund nun er ist eine Wildsau und die beiden sind seine Kumpel? Fehlt nur noch, dass er den Boden umwühlt und nach Engerlingen sucht. Ich war völlig irritiert.

Der Gattermeister erklärte mir, dass fast 85% der Hunde so reagieren, wenn sie ins Gatter kommen. Wir müssen die Sauen, die das Prozedere natürlich schon hunderte Male mitgemacht haben, auf die Läufe bringen.

Uwe forderte mich auf, zu den Sauen zu gehen, um diese in Trab zu bringen.

 

 

 

 

Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass ich mich gar nicht wohl fühlte in meiner Haut, denn ich hatte Angst vor den beiden Junggesellen im Gatter. Dies wirkte sich so aus, dass es unter meiner Jacke und unter meiner Bluse anfing in Strömen zu regnen.

Gib Dir nicht die Blöße, Anja, hier geht’s um die Wurst, dachte ich mir und gab Gas.

Die Sauen auch, und nun endlich auch Pinot ,der dabei die Sauen „verbleute“.

Leider war es nur ein kurzes Schauspiel, denn Max und Moritz hatten so gar keine Lust auf Action und gingen wieder in Ausgangsstellung.

Jetzt war es aber auch genug, die Zeit war um und wir durften wieder aus dem Gatter.

Die anderen warteten schon gespannt auf mich und natürlich war jetzt viel Redebedarf.

Nächste im Gatter waren Ferdi mit Katrin ….

Der zweite Tag im Gatter war für mich und Pinot nun schon etwas aufregender.

Wie gewohnt liefen wir den Weg im Gatter entlang zu Uwe. Dort angekommen markierte Pinot zuerst das Bäumchen, welches mir mittlerweile schon wirklich leid tat. Ich spielte ganz kurz mit dem Gedanken, es umzupflanzen.

Wir wussten nicht, wo die Sauen waren, und ich durfte Pinot schnallen. Die Nase am Boden fing er an in Bleumanier zu suchen. 10 Minuten kommen Dir in diesem Moment vor wie eine halbe Ewigkeit. Doch endlich hörte ich Laut und lief in Pinots Richtung.

Tatsächlich hat er die beiden Überläuferkeiler gefunden und sie kurz verbleud.

Da die beiden aber wieder standen und sich nicht beeindruckt zeigten, lies Pinot ab und erkundete die Umgebung. Nun hatte ich aber genug und pfiff den Typ zu mir.

Ich wollte meinen Hund in Aktion sehen und lief mit Vollgas auf die Sauen zu, um sie in Bewegung zu bringen, was auch funktionierte. Pinot übernahm das Kommando, und es war wirklich ein herrliches Bild meinen Hund so zu sehen. Ich lief immer noch hinterher, und plötzlich wurde es einem der beiden Keiler zu bunt. Er stoppte, stellte sich dem Hund, und die Jagd ging nun in die falsche Richtung.

Um das Bild zu beschreiben: ich vorneweg suchte Deckung hinter dem wohl dünnsten Bäumchen, das es im gesamten Gatter gab, Pinot hinter mir und der Keiler hinter Pinot.

Es fing schon wieder an, unter meiner Jacke zu regnen .

Als der Keiler abließ und drehte, wurde mein Hund mutig, und das Spiel begann von Neuem. Diesmal blieb ich lieber stehen, schaute zu und freute mich über meinen Hund.

Die Zeit war vorbei, und ich pfiff Pinot zu mir. Ich hatte auch diesmal wieder großen Redebedarf bei meinen Jagdfreunden.

Mit einem tollen Grillabend am Gatter ging auch dieser Tag zu Ende.


Tag der Prüfung.

Der Prüfungstag bestand aus zwei Einheiten: Die Stöberarbeit im Gatter und danach der Gehorsamsteil im Revier.

Als wir am Gatter ankamen, waren dort schon viele Leute, die ich nicht zuordnen konnte.

Wir mussten nochmals unsere Papiere vorzeigen, die Prüfungsgebühr bezahlen und bekamen dann eine kurze Belehrung über den Ablauf des Tages.

Nun wurden uns die beiden Verbandsrichter vorgestellt. Zwei Herren, die kurz nickten und mit keinem von uns redeten. Während ich noch dabei war, mich zu sortieren, rief Uwe mich und Pinot als erste Prüfungsteilnehmer auf. Erster im Gatter, was hatte das zu bedeuten, dachte ich.

Der eine Prüfer kam auf mich zu und ging wortlos mit mir zum Gattereingang.

Pinot und ich folgten ihm den Weg zum Gattermeister, der bereits am Ausgangspunkt stand. Dort angekommen erklärte mir Uwe, dass sie nicht wüssten. wo die Sauen sind und wir nun den Hund frei suchen lassen. Der Prüfer sagte kein Wort. Ich schnallte den Pinot ,und das erste was geschah war, dass er zum Bäumchen raste, dies markiert und solange daran schnuffelte, bis mich der Prüfer aufforderte, ihn dort wegzuholen.

Was haben die nur mit diesem Bäumchen. Unglaublich.

Pinot zog langsam und still seine Kreise. Alle suchten nach Max und Moritz.

Wie üblich ging der ganze Trupp wie die beiden Tage zuvor in die Richtung, in der sich bisher alles abgespielt hat. Keine Sauen, keine frische Fährte, kein Laut und der Verbandsrichter zog mit finsterer Mine hinter uns her.

Der zweite Prüfer hielt immer Abstand von uns und beobachtete das Geschehen aus der Ferne.

Die Zeit verging und nichts tat sich, bis Uwe meinte, dass wir zum anderen Ende des Gatters gehen sollten, vielleicht würden die Sauen dort noch im Einstand sein.

Der Trupp zog gen Süden, durchs Stangenholz auf der Suche nach zwei Schwarzkitteln.

Hinter uns der Prüfer, der meinen Hund immer fest im Auge hatte.

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Wir, Ferdi und ich, standen am Gattertor und warteten auf unseren Auftritt. Tausend Gedanken schossen durch meinen Kopf: wie wird er sich verhalten? Wird er die Sauen ordentlich verbleuen? Wird er weglaufen (das wäre peinlich…..)?

Und dann war es so weit, wir standen im Gatter. Uwe führte Ferdi mit mir zusammen an der Leine zu den beiden Sauen. Typisch Bleu hat er sie tatsächlich erst dann gesehen, als er praktisch davor stand, weil er ständig die Nase auf den Boden hatte, um zu schnüffeln. Aber jetzt! Er ließ seinen herrlichen Bleulaut erschallen, ganz empört, was das denn für Gesellen seien. Max und Moritz war das wohl zu laut, denn sie setzten sich langsam in Bewegung. Auf Geheiß des Gattermeisters schnallte ich Ferdi und folgte mit ihm zusammen den Keilern. Ferdi veranstaltete eine Art Scheinsuche im großen Bogen, um die Sauen herum, um dann von der anderen Seite wieder dichter heranzugehen und die beiden erneut zu verbellen. Zu meiner Erleichterung machte er keine Anstalten, die Sauen anzugehen, so wie es sich für einen Bleu gehört. Nach einiger Zeit rief ich Ferdi zurück und unser erster Wildschweinkontakt war gemeistert. Puh, ganz schön aufregend!

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Der erste Tag im Gatter hatte uns allen sehr gut gefallen. Jeder machte neue Erfahrungen, und auch Uwe musste sich eingestehen, dass die Rasse der Griffon Bleu de Gascogne nicht vergleichbar ist mit den „üblichen“ Jagdgebrauchshunden. So ließen wir den Tag mit einem schönen Abendessen ausklingen.

Auf der anderen Seite fing Pinot an wie wild zu schnuffeln, und endlich kamen Töne aus ihm. Er hatte eine frische Fährte und gab Spurlaut. Immer wilder folgte er den Fährten.

Die Bleus drehen jeden Quadratzentimeter um, und es dauerte ziemlich lange, bis er sich vorarbeitete. Jetzt hat Dieter, der auf der anderen Seite stand Zeichen gegeben, dass er die Sauen gesehen hat. Ich wollte Pinot abrufen, näher ans Geschehen bringen, doch der Richter wollte den Hund suchen lassen. Ich hörte ihn etwas murmeln, es klang wie ein Lob, er fand die Art zu Suchen vom Bleu sehr interessant. Tick, tack dachte ich, die Zeit vergeht, bitte Pinot finde die Sauen. Endlich kam er auf die richtige Fährte, direkt zu den beiden Sauen, die hinter einer großen Fichtendickung standen. Er schnuffelte sich fast direkt vor die Beiden und, als er sie bemerkte, stellte sich sein Kamm, die Läufe breit, Kopf nach unten und er fing an sie wunderbar zu verbleuen. Mir fiel ein Stein vom Herzen, und der Prüfer, der diesen Laut zum ersten Mal hörte, war wohl recht beeindruckt von dieser tiefen Stimme, denn jetzt sah ich zum ersten Mal ein angedeutetes Lächeln auf seinen Lippen. (Anmerkung: nicht nur den Laut hörten beide Prüfer das erste Mal, auch die Jagdhunderasse war ihnen bis dahin nicht bekannt)

Aber auch am Tag der Prüfung zeigten Max und Moritz kein Interesse an Pinot, und er brachte sie, obwohl er sie verbellt nicht auf die Läufe. Das übernahm nun ich, denn der Prüfer wollte den Hund in Aktion sehen. Ich brachte die beiden Schwarzkittel in Bewegung, und nun war auch der Hund da, der wiederrum das Kommando übernahm. Mit dem typischen Bleulaut hetzte er den beiden hinterher. Der Richter forderte mich auf, den Hund nun zu holen und anzuleinen. Mein Herz klopfte, und ich hatte keine Ahnung, ob das alles gereicht hat um die Gatterprüfung zu bestehen oder nicht. Mit Pinot im Schlepptau verließ ich das Gatter, diesmal ohne wirklich großen Gesprächsbedarf.

Die Zeit verging und wir warteten auf die einzelnen Prüflinge.

Foto: Katrin mit Ferdi
Endlich war es soweit, jeder war an der Reihe, und die Prüfer zogen sich zum Gespräch zurück. Nun kam die Stunde der Wahrheit. Uwe bat uns heran und teilte uns mit, dass wir alle diese Prüfung bestanden hatten. Ich war überglücklich.

Jetzt ging es weiter zum Gehorsamsteil. Dazu fuhren wir in Uwes Revier.

Wieder waren Pinot und ich als Erste an der Reihe. Alle Anderen wurden  aus unserem Sichtfeld verbannt. Mit gewohnter Mine bekam ich Anweisung vom Prüfer.

Ein Schütze (Prüfer Nr. 2) ging mit Flinte bewaffnet ca. 50 Meter entfernt vom Start der Prüfung in die Dickung, so dass wir ihn nicht mehr sehen konnten.

Nun sollte ich mit meinem Hund am Riemen zuerst mehrere Meter auf und ab gehen und zwischendurch stehenbleiben. Pinot hatte zwar seine Nase wieder am Boden, dennoch hat alles bestens funktioniert. Er setzte sich brav ab, wenn ich stehenblieb und ging Fuß beim Weitergehen. Nun kam eine ähnliche Übung, nur musste ich dazu mehrfach um mehrere Bäume laufen. Auch das schafften wir gut, und Pinot machte keine Sondereinlagen.

Jetzt musste ich meinen Hund an einer bestimmten Stelle ablegen und ohne diesen zum Schützen in der Dickung laufen, was ich auch tat. Dort angekommen bat dieser mich, die Ohren zuzuhalten und kurz zu verweilen. Nach einiger Zeit schoss er zweimal, und ich durfte zurück zum Hund. Auf dem Rückweg hoffte ich sehr, dass Pinot noch liegt und tatsächlich lag er noch da und schaute mich mit großen Augen an. Erst als ich ihn lobte stand er auf, und freute sich mich zu sehen. Puh,  auch das war geschafft.

Ich wurde zu den anderen geschickt, und wir warteten, bis jeder an der Reihe war.

Nun stellten wir uns im Abstand von 4 Metern nebeneinander auf. Die Hunde waren am Riemen und abgelegt. Vor uns liefen Treiber durch die Dickung und machten Lärm.

Alle Hunde mussten am Platz bleiben und durften nicht in die Leine springen, Laut geben oder Aufstehen.

Endlich war alles vorbei, und wir standen da wie die begossenen Pudel und warteten auf Information von den Prüfern. Wieder kam nur ein Nicken.

Ja, was hat das Nicken denn zu bedeuten? Hatten wir nun bestanden oder nicht? Ist einer durchgefallen? Wir schauten uns gegenseitig an, und keiner wusste was los war.

Ich glaube, Uwe und die beiden Verbandsrichter wollten uns wirklich auf die Folter spannen. Endlich sagten sie uns: Wir hätten alle bestanden.

In diesem Moment konnte ich bei allen Prüflingen sehen, wie eine Last abfiel.

Wir freuten uns so sehr, dass wir uns gegenseitig in die Arme fielen.

Es war ein tolles Gefühl.

Ich war stolz auf meinen Franzosen und stolz auf die restliche Verwandtschaft die mit ihm bestanden hatte, verdammt stolz.

Jetzt tauten auch die Prüfer auf und redeten mit uns so als wäre nichts gewesen.

Endlich ging es zu unserem verdienten Abendessen, denn unsere Bäuche knurrten schon fürchterlich.

Dort bekamen wir auch unsere Bescheinigungen „Brauchbarkeit für die Stöberarbeit auf Raub- und Schalenwild“ überreicht.

Ein tolles Gefühl! Schwein gehabt!